Aotearoa - das Land der großen weißen Wolke
Ein Reisebericht aus Neuseeland von Christian Strixner
Aotearoa
- das Land der großen weißen Wolke, besser bekannt unter dem Namen Neuseeland,
so heißt eine der interessantesten Fliegenfischerdestinationen bei den
dortigen Ureinwohnern. Aber keine Sorge, Sie müssen die Sprache der Maori nicht
beherrschen, gewöhnlich unterhält man sich in Englisch. Die Briten waren es
nämlich, die diese Insel vor mehr als hundert Jahren für ihr Common Wealth
okupierten. Wen interessiert das schon, was die Briten in jenen Tagen so
trieben, wird sich der eine oder andere jetzt vielleicht denken. Aber dem
Fliegenfischergott sei Dank , waren es die Nachbarn von der Insel, welche dieses
Eiland für sich entdeckten, und nicht irgendeine andere Nation. Der Grund
hierfür ist sehr einfach. In keinem anderen Land hat, wie ja jeder weiß, die
Fliegenfischerei soviel Tradition wie eben dort. Da die Eroberer jener Zeit
auf liebsame Gewohnheiten nicht verzichten wollten, setzten sie schon sehr früh
Bachforellen und Regenbogenforellen aus, um diese später einmal befischen zu
können. Die ersten Besatzversuche reichen in das Jahr 1864 zurück. Dass sich
die Flossenträger in den glasklaren Bächen, Flüssen und Seen Neuseelands derart
gut vermehren würden, konnten sie bei aller Hoffnung natürlich nicht ahnen.
Jemand umschrieb diesen Zustand einmal mit den Worten, "dass die Forelle in
Neuseeland nicht schon immer zuhause war, muss ein Versehen der Natur gewesen
sein". In späteren Jahren wurden auch Besatzversuche mit anderen Salmoniden
durchgeführt.
Neben den bereits erwähnten Regenbogen- und Bachforellen hat sich der
Königslachs am besten entwickelt. Versuche mit dem Atlantischen Lachs sind
leider fehlgeschlagen. Des weiteren findet man, wenn auch nur sehr vereinzelt,
den Bachsaibling. Die Lachse werden vornehmlich mit schweren Spinnruten in der
Brandung befischt, noch bevor sie in die Flüsse hineinziehen. An dieser Stelle
möchte ich allen, die bereits die fantastischsten Geschichten über Neuseeland
gehört haben, nicht verschweigen, dass nicht immer alles Gold ist, was glänzt.
Die Fischerei kann schwierig sein. Ich habe schon mehrmals von Fischerkollegen
gehört, die während ihres gesamten Aufenthaltes keinen einzigen Fisch haken
konnten. Forellen sind schlau - und große Forellen sind noch viel schlauer,
sonst hätten sie nicht so groß werden können.
Aber alles der Reihe nach. Es ist 8.00 Uhr morgens, Tina und ich stehen fertig
"aufmontiert" an der Einfahrt eines Campingplatzes in Te Anau am Ufer des
gleichnamigen Sees und warten auf Dean, unseren Guide für die nächsten Tage. Te
Anau ist sozusagen das Tor zum Fjordland National Park. Von hier starten sehr
viele Besichtigungstouren zum weltberühmten Milford Sound, einer beeindruckenden
Fjordlandschaft, den sich kein Neuseelandbesucher entgehen lassen sollte. Auf
die Minute genau fährt Dean mit seinem Geländewagen vor, im Schlepptau sein
Motorboot. Am Vorabend haben wir den heutigen Tag besprochen. Wir wollen an
einen der zahlreichen Flüsse, die auf der Westseite in den See münden. Nach
einer kurzen Fahrt zu einer Bootsrampe zeitigt sich das erste Hindernis.
Das Wassern des Motorbootes bei Aufkommen des berüchtigten "Norwester" ist gar
nicht so einfach. Dieser Wind hat schon so machen Angeltag buchstäblich
verblasen. Die Wellen draußen auf dem See werfen sich bereits und Dean spricht
von "white water" ist sich seiner Sache aber sicher und nach zehn Minuten
gelingt es uns auch das nicht unbeträchtlich große Boot in sein Element zu
bringen. Nach kurzer Fahrt muß unser Kapitän aber feststellen, dass der Wind
deutlich zugenommen hat und wir entschließen uns kurzerhand, einen anderen Kurs
auf ein neues Ziel zu nehmen. Wir fahren zu einem Fluß, der laut Dean etwas
leichter zu erreichen ist. Diese Aussage können wir nicht bestätigen und nach
einer Stunde Fahrt fühlen wir uns nicht nur gerührt sondern auch gut
durchgeschüttelt. Aber wo waren wir da gelandet?
Eine Szenerie wie aus einem Werbefim für Fliegenfischer, nur nicht geschnitten
und nicht gekürzt. Das klare Wasser des kleinen Gebirgsflusses schob sich ganz
ruhig in den See. Wir waren umgeben von Regenwald. Moose und Farne überall,
wohin man nur blickte. Kleine Seitenbäche gurgelten unter den Wurzeln der
Urwaldriesen hindurch. Eine ungewöhnliche Stille, nur durchbrochen von uns
unbekannten Vogelstimmen. Aber, und darauf hatte uns Dean auch vorbereitet, es
gab Sandflies, in einer Menge, wie wir uns Eintags- oder Köcherfliegen gewünscht
hätten. Mancherorts sind sie auch als Blackflies bekannt, doch Sandflies passt
aufgrund ihrer Größe vielleicht besser. Ca. 3 Millimeter sind diese Biester groß
und können einem das Leben wirklich zur Hölle machen. Hier, im Süd-Westen der
Südinsel sind die Plagegeister besonders zahlreich. Dies ist auf die hohen
Niederschlagsmenge in diesem Bereich zurückzuführen. 6000 bis 8000 mm per anno
sind nicht ungewöhnlich! In Minuten können ungeschützte Körperstellen das Ziel
hunderter von Fliegen sein. Der Biss der Weibchen, die Blut für die Entwicklung
ihrer Eier benötigen, ist zwar nicht sonderlich schmerzhaft, aber das Jucken
hält mehrere Tage an.
Glücklicherweise gibt es gute Präparate, die vor dem Angriff der Plagegeister
ziemlich zuverlässig schützen, vorausgesetzt, man vergisst nicht, sich von Zeit
zu Zeit neu einzusprühen. Nach dem Festmachen des Bootes wollten wir ein kleines
Stück stromauf wandern um dann von Pool zu Pool fischen. Dean, der uns
vorauseilte - und er hatte wirklich einen flotten Schritt - war plötzlich
verschwunden. Tina entdeckte ihn in einem Erdloch wieder, das überwuchert war
von Farnblättern. Ihm sei nicht viel passiert, als ehemaliger Football-Spieler
sei er Einiges gewöhnt. Ich darf es an dieser Stelle vorwegnehmen, Dean hat uns
zuverlässig und ohne weitere Zwischenfälle durch schwieriges Terrain geführt.
Wir konnten uns aber auch nicht über das unwegsame Gelände beschweren. Dean
hatte uns vorsorglich gewarnt, "it get's as hard as it can get", meinte er noch
beiläufig am Vorabend, was soviel bedeutet wie "schwieriger kann's kaum
werden". Auf seinem Boot hatte er ebenso alles im Griff, auch wenn wir als alte
Landratten zunächst einen anderen Eindruck hatten. Doch die größten Qualitäten,
die unser Guide hatte, zeigte er im Aufspüren der scheuen Flossenträger. Immer
wieder waren wir fasziniert von der Schärfe seiner Augen. Er machte Fische aus,
die wir erst nach mehrmaliger genauer Erklärung der Position erkennen konnten.
Wir haben alle Fische grundsätzlich stromauffischend in "dead drift"
angesprochen.
Zunächst versuchten wir es mit der Trockenen, vorausgesetzt der anvisierte Fisch
stand nicht zu tief. Zeigte sich keine Reaktion, haben wir auf Nymphe
gewechselt. Und hier möchte ich auf die eingangs erwähnte Schläue der Fische
zurückkommen. Manchmal hatten wir den Eindruck, es mit Mutanten mit einem
dritten Auge auf dem Hinterkopf zu tun zu haben. Ein unvorsichtiger Tritt, eine
zu rasche Annäherung und der Fisch hat sich in den nächsten Unterschlupf
verabschiedet. Es sei an dieser Stelle wirklich ganz deutlich gesagt, - der
einzige Weg, der in Neuseeland zum Erfolg führt, ist die Indianerfischerei. In
der Regel hat man nicht mehr als ein paar Würfe, manchmal nicht 'mal einen
einzigen. Spätestens nach dem dritten Service sollte man die Fliege wechseln,
Dean hat uns erklärt, dass die Forellen hier zählen können. Üblicherweise kommt
man mit Würfen von ca. zehn bis fünfzehn Metern aus, oft ist man auch viel näher
am Fisch. Viel wichtiger als Weite sind Genauigkeit und sanfte Präsentation.
Meist hat man als zusätzliche Erschwernis den Wind gegen sich. Wirklich
windstille Tage sind in Neuseeland Mangelware. Hier an unserem Urwaldfluss
hatten wir mit dem Wind Gott sei Dank keine Probleme. An anderen Gewässern im
offenen Gelände kauerte ich oft minutenlang in Wurfposition verharrend und habe
auf eine kleine Windflaute gewartet. Ich will nun aber weiter erzählen, was wir
an diesem Tag noch erlebten.
Auf Fische zu treffen, die aus absolut natürlicher Reproduktion stammen, ist für
uns Mitteleuropäer schon ungewöhnlich. Auf Forellen zu fischen, die zum Teil
noch nie eine künstliche Fliege gesehen haben, ist aufregend. Hierzu haben wir
folgendes erlebt. Am Rande eines türkisfarbenen Pools stand ein starker Fisch an
der Strömungskante. Tina probierte es zunächst mit der Nymphe und hatte auch
gleich ganz kurzen Kontakt zum Fisch. Der Haken saß aber nicht richtig. Jeder
andere Fisch, der schon mal Hakenkontakt gehabt hätte, wäre auf Nimmer
Wiedersehen verschwunden. Von dem Vorfall nicht sonderlich beeindruckt, stellte
sich der "Jack", so heißen die Milchner hier, wieder zurück an seinen Platz, und
schaute was sonst noch auf der Speisekarte stand. Um ihn nicht zu verunsichern,
bot Tina darauf hin eine Trockene an, und siehe da, ohne Argwohn kam sofort der
Take. Das Ergebnis war ein wunderschöner Fisch von ca. 7 Pfund. Der
Vollständigkeit halber, ein Rogner ist ein Hen-Fish.
Auf unserem Weg stromauf kamen wir immer wieder an "fischige" Pools, einer
schöner als der andere. Und im Verlauf des Tages fing jeder von uns beiden
mehrere Fische mit einem Durchschnittsgewicht von etwa 4 bis 5 Pfund.
Vornehmlich waren es Brownies, die uns an den Haken gingen, aber es waren auch
Regenbogner dabei. Am späten Nachmittag machten wir uns auf den Heimweg. Es
stand uns ein beschwerlicher Fußmarsch zum Boot zurück bevor. Auf der Rückfahrt
über den mittlerweile etwas ruhigeren See flogen die Landschaftsbilder an mir
vorüber und ich ließ das Erlebte Revue passieren. Die Fischerei war großartig,
das alleine war aber nur ein Teil dieses wunderbaren Tages.
Die Anfahrt über einen großen rauen See in - und man kann es wirklich nur so
sagen - grandioser Landschaft, diese weiten unberührten Regenwälder, diese
Abgeschiedenheit und Stille am Wasser, die Berge der Fjordlandschaft im
Hintergrund, dies alles gehörte genauso dazu. Glücklich und zufrieden erreichten
wir gegen Abend unseren Campingplatz. Dean verabschiedete sich mit den Worten:
morgen geht’s auf die ganz Großen - und was soll ich sagen, er machte seine
Worte war. Dies ist jedoch eine andere Geschichte.
Wissenswertes
Für
Interessierte möchte ich im folgenden meine Erfahrungen weitergeben, die ich auf
meinen Reisen nach Neuseeland gemacht habe. Ich kann hier nur für die Südinsel
sprechen, da ich noch nie auf der Nordinsel war. Zweifelsohne hat die Nordinsel
einen guten Ruf für die Regenbogenforellenfischerei. Hierzu liegen mir aber
keine gesicherten Informationen vor. Kaufen Sie sich gleich nach der Ankunft
einen oder am besten zwei "Fishing Guides" (Bücher). Ich empfehle den von John
Kent (Ausgabe für die Südinsel) sowie den von Toni Bush. Diese Bücher erhalten
Sie fast in jedem gut sortierten Angelgeschäft oder jeder größeren Buchhandlung.
Alle Flüsse, die wir selbst befischt haben, sind bei John Kent aufgeführt. Gute
Flüsse an dieser Stelle aufzulisten ist aufgrund Ihrer Vielzahl fast nicht
möglich.
Hier wenigstens die wichtigsten: Motueka und seine Zuflüsse, das
Buller-Einzugsgebiet, Lake Brunner und nahegelegene Flüsse, Wairau-River, die
einsam gelegenen Flüsse der Westküste und auf jeden Fall die Flüsse in Southland.
Aber, was mindestens genauso wichtig ist, kaufen Sie sich gutes Kartenmaterial.
Das erleichtert die Zufahrt zu den Flüssen erheblich. Es gibt alleine auf der
Südinsel mehr als zweihundert Flüsse mit Forellenbestand. Dazu kommen noch
unzählige kleine Seen, die ebenfalls sehr interessant sind.
Selektieren Sie die Flüsse folgendermaßen: im Frühjahr sind oft die kleinen
Flüsse die besseren, nicht nur wegen des oft günstigeren Wasserstandes, sondern
auch deshalb, weil sich noch viele Fische darin aufhalten, die im Winter ihr
Laichgeschäft verrichtet haben. Wird der Sommer heiß, gehen die Wasserstände in
den kleineren Bächen oft dramatisch zurück und die Fische lassen sich in die
Hauptströme zurückfallen. Vergessen Sie nicht, hier gibt es noch sehr viele
zusammenhängende Flusssysteme. Die größeren Flüsse lassen sich bei niedrigem
Wasserstand besser befischen. Sie werden die Fische viel leichter ausmachen
können. Allerdings sind diese dann auch deutlich empfindlicher und schneller
verschreckt. Vermeiden Sie das Fischen in Schluchten, wenn Sie bei plötzlichem
Ansteigen des Wasserstandes keine Fluchtmöglichkeit haben. Die Flüsse haben zum
Teil sehr große Einzugsgebiete. Es kann von Ihnen unbemerkt in den Oberläufen
heftig regnen und schon sind Sie in Schwierigkeiten. Ich möchte hier keine
falsche Angst verbreiten, aber denken Sie beispielsweise an den tragischen
Unfall der Canyoning-Teilnehmer in der Schweiz vor gar nicht allzu langer Zeit.
Gehen Sie beim Queren eines Flusses nicht ans Limit. Von Ihnen unbemerkt kann
der Wasserstand steigen und Sie sitzen fest.
Das Wasser der Flüsse ist oft so klar, dass Sie glauben, ohne Probleme
hindurchwaten zu können. Plötzlich stehen Sie aber bis über die Hüfte im kühlen
Nass. Die besten Plätze zum Queren eines Flusses sind häufig die Ausläufe der
Pools. Und noch ein Sicherheitshinweis. Neuseeland ist ein gebirgiges Land und
sehr dünn besiedelt. Gehen Sie deshalb niemals alleine in schwieriges Gelände
oder sagen Sie zumindest jemandem in einem solchen Fall Bescheid, wohin Sie
gehen und wie lange Sie wegbleiben. In schwierigem Gelände hat man sich schnell
den Fuß verstaucht oder vielleicht sogar etwas gebrochen. Sie können dann oft
tagelang vergeblich auf Hilfe warten.
Viele Flüsse außerhalb der Nationalparks fliesen durch privates Farmland. Bitten
Sie den jeweiligen Eigentümer um Erlaubnis, sein Land betreten zu dürfen. Das
nächstgelegene Farmhaus zu der Stelle, die Sie betreten wollen, ist meist das
richtige. Eine höfliche Anfrage wird selten abgewiesen. Es gibt zwar die
sogenannte "Queens chain", ein Gesetz, das den Zugang zu den meisten Flüssen
gewährleistet, aber es gibt auch Ausnahmen. Haben Sie Verständnis für
einheimische Angler, die Ihnen vielleicht versehentlich in Ihr Beat laufen.
Diese Kollegen teilen in aller Regel großzügig ihre heimischen Reviere mit
begeisterten Fliegenfischern aus der ganzen Welt. Sind Sie an Ihrem Hausgewässer
auch so großzügig? Sie müssen in Neuseeland kein Frühaufsteher sein, um
erfolgreich zu fischen.
Die beste Zeit ist gewöhnlich ab 10 Uhr morgens bis zum späten Nachmittag. Die
Sonne ist nicht Ihr Feind, im Gegenteil, ohne Licht auf dem Wasser sind die
Fische noch schwerer auszumachen, als es ohnehin schon der Fall ist. Fischen Sie
nicht blind, werfen Sie nur, wenn Sie einen Fisch gezielt ansprechen können.
Suchen Sie das Wasser zunächst mit den Augen systematisch ab. Erwarten Sie
nicht, einen vollständigen Fisch zu sehen, es sind oft nur schemenhafte Umrisse
zu erkennen. Oftmals verraten sich die Fische eher durch den Schatten, den sie
auf den Gewässergrund werfen, als durch sich selbst. Suchen Sie nach etwas, was
"irgendwie nicht zum Gewässergrund passt". Erst wenn Sie keinen Fisch erspähen
können, werfen Sie die wahrscheinlichsten Stellen an. Vermeiden Sie helle
Kleidung. Nähern Sie sich dem Wasser vorsichtig. Sie wären nicht der Erste, der
einem Trophäenfisch fast auf den Schwanz tritt.
Die Forellen Neuseelands stehen für uns Mitteleuropäer an ganz untypischen
Plätzen, wo wir sie nicht vermuten würden, oftmals im seichten Uferbereich, an
den Strömungskanten, ganz besonders gerne aber im "eye of the pool", also im
Kehrwasser eines Pooleinlaufes oder im "tail of the pool", also dessen Auslauf,
selten aber direkt im tiefen Wasser in schneller Strömung. Achten Sie auf die
sogenannte "Feedingline", das ist der Bereich im Wasser, wo sich die Luftblasen
und somit auch die Anflugnahrung sammelt. Ein weiterer zunächst banal klingender
aber nicht zu unterschätzender Hinweis: wenn es regnet, und die Flüsse in der
Gegend, in der Sie sich gerade aufhalten, nicht befischbar sind, fahren Sie
einfach dem Regen davon. Ein paar hundert Kilometer weiter südlich oder nördlich
sieht die Welt schon wieder ganz anders aus. Große Unterschiede gibt es meist
zwischen der eher trockenen Ost- und der regenreichen Westküste.
Gönnen Sie sich einen Guide, auch wenn dieser nicht ganz billig ist. Zumindest
für ein oder zwei Tage sollten Sie sich die Besonderheiten der Fischerei vor Ort
zeigen lassen. Sie können jede Menge dazulernen. Insbesondere das Finden der
Fische sollten Sie sich zeigen lassen, damit Sie es selbst weiterüben können.
Man muss sich in diese Materie wirklich erst einfinden.
Wenn Sie in das Land einreisen, werden Sie nach Produkten aus der Land- und Forstwirtschaft gefragt, welche Sie nicht ohne weiteres einführen dürfen, bzw. auch ob Sie in diesem Bereich arbeiten oder ob Sie in jüngster Zeit evtl. einen Landwirtschaftlichen Betrieb besucht haben. Die Neuseeländische Ökonomie ist stark abhängig von Landwirtschaftlicher Produktion. Entsprechend empfindlich reagiert man am Zoll. Im Fachgeschäft erworbene künstliche Fliegen werden normalerweise akzeptiert. Sollten Sie eine Reisebindeausrüstung einführen wollen, werden Sie auf Schwierigkeiten stoßen. Einen guten Eindruck hinterlässt eine saubere Ausrüstung und gereinigtes Watzeug. Ehrlichkeit zahlt sich bei Nachfragen allemal aus. Die Leute am Zoll wollen Sie nicht schikanieren, sie haben nur ein berechtigtes Interesse, Ihr Land vor eingeschleppten Krankheiten zu schützen. Weil wir gerade bei Krankheiten sind: Die Flüsse Neuseelands führen fast überall bei normalem Wasserstand glasklares Wasser. Dies verleitet einen leicht dazu, das Wasser direkt aus dem Fluss zu trinken. Tun Sie das nicht. Es gibt fast überall Weideland und das Wasser ist oft nicht so sauber, wie es aussieht. Hiervon sind größtenteils ausgenommen die Flüsse in den Nationalparks, wo es nur sehr vereinzelt Weidevieh gibt. Sie werden also immer wieder auf Weidezäune stoßen. Wenn Sie ein Gatter geschlossen vorfinden, schließen Sie es wieder. Sollte es offen sein, lassen Sie es offen. Auf den Weiden gibt es nicht nur die für Neuseeland typischen Schafe, sondern auch Kühe und die dazugehörigen Bullen. Bevor Sie eine Weidefläche überqueren, ist es ratsam sich vorher zu vergewissern, ob es auch wirklich nur Kühe sind, die Sie da sehen. Ansonsten ist Neuseeland ein sehr sicheres Reiseland. Es gibt wenig Kriminalität und die Hilfsbereitschaft und Freundlichkeit der Neuseeländer insbesondere jenseits der größeren Städte ist auffallend. Sie brauchen auch keine Angst vor Giftschlangen oder Raubtieren zu haben, es gibt nämlich keine. Wenn Ihnen das Linksfahren nichts ausmacht, ist die beste Art, das Land zu bereisen, der Mietwagen oder - noch besser - das Wohnmobil. In fast jedem noch so kleinen Ort gibt es einen Campingplatz, uns so können Sie selbst Ihren Rhythmus bestimmen. Es gibt ein gut ausgebautes Straßennetz mit ordentlichen Straßen und dazu noch wenig Verkehr.
Angelausrüstung:
Idealerweise fischen Sie eine Rute von 8 bis 9 Fuß in den Klassen 5 bis 6. Ist
diese noch vierteilig, haben Sie in der Regel auch keine Schwierigkeiten, sie
als Handgepäck mitzuführen. Die Rute sollte genügend Rückrat haben für den Drill
eines größeren Fisches. Für Werfer, die Schwierigkeiten mit dem Wind haben,
empfiehlt sich, eine Schnurklasse hochzugehen. Dazu eine WF-Schwimmschnur am
besten in einer unauffälligen Farbe. Die Guides schwören auf olive-farbene
Schnüre. Diese sind bei uns aber gar nicht so häufig, ja sogar manchmal
schwierig zu bekommen, deswegen ausnahmsweise mal ein Herstellerhinweis. Lee
Wulff's Triangle Taper oder von Teeny die Gary La Fontaine Professional . Eine
olive-farbene Schnur stellt meines Wissens auch Cortland her. Sie können
natürlich auch auf Situationen treffen, wo eine niedrigere oder höhere
Schnurklasse geeigneter wäre, aber denken Sie ans Gewichtslimit beim
Reisegepäck. In den meisten Situationen liegen Sie mit meiner Geräteempfehlung
richtig. Eine Ersatzrute sowie Rolle sollten Sie allerdings schon dabei haben.
Auf keinen Fall vergessen dürfen Sie eine gute Polaroid-Brille und eine
dazugehörige Kopfbedeckung als Sonnenschild, die einfallendes Licht auf Ihre
Brilleninnenseite verhindert. Die Einheimischen bezeichnen Forellenfischen auf
Sicht oft nur als Polaroiding, das sagt eigentlich schon alles. Verwenden Sie
lange Vorfächer mit mindestens 12 besser noch 14 oder sogar 16 Fuß, wenn Sie
diese werferisch bewältigen können. Der Spitzendurchmesser sollte 0,18 mm ( 4 x
) nur unterschreiten, wenn keine Hindernisse im Wasser sind und Sie einem
gehakten Fisch im Drill nachgehen können.
Nehmen Sie ruhig Ihre Fliegen mit. Die Fische in Neuseeland haben einen
ähnlichen Geschmack, wie bei uns zuhause. Folgende Muster kann ich empfehlen.
Nymphen: Pheasant Tail 14-18 , Hare and Copper 8-16, olive und schwarze
Steinfliegennymphen 8 -12, Goldkopfnymphen, Damsel- u. Dragonflies . Im
Frühjahr sind die Fische nicht sonderlich wählerisch, was die Auswahl und Größe
der Muster angeht. Desto länger die Saison jedoch fortschreitet, desto kleiner
werden die Fliegen. Pheasant Tails in Größe 16 oder 18 sind dann oft erste Wahl.
Die bindetechnische Herausforderung heißt klein und schwer.
Bei den Trockenfliegen heißen die Favoriten Adams, Stimulator, Elkhair Caddis,
Humpy in grün und rot und auf jeden Fall die Royal Wulff. Nehmen Sie noch ein
paar Aufsteiger und Spents mit und schon sind Sie im Geschäft. Eine Besonderheit
stellen die Landinsekten in Neuseeland dar. Im Dezember ist der Manuka-Beetle
weit verbreitet, den man an den gleichnamigen Sträuchern findet (Hakengröße ca.
14). Im Notfall tut's als Imitation eine Red Tag ohne das rote Anhängsel.
Ab etwa Mitte Februar hören Sie überall die Zikaden zirpen, zwei drei Muster in
der Schachtel können einen Angeltag retten. Da viele Flüsse, wie bereits
erwähnt, von Weideland umgeben sind, ist auch die Schmeißfliege (Blowfly) sehr
weit verbreitet. Wenn Sie nicht zu den absoluten Puristen gehören, empfehle ich
Ihnen dieses Muster ebenfalls.
Wetter/Kleidung/Sonstiges:
Das Wetter ist oft sehr wechselhaft und durchaus mit dem Wetter bei uns vergleichbar. Sie benötigen unbedingt sehr gute Regenbekleidung und Isolierunterwäsche. Am besten verfahren Sie nach dem bekannten Zwiebelschalenprinzip. Die Temperaturen können nachts abfallen auf etwa 5 Grad und tagsüber erreicht das Thermometer auch schon mal 30 Grad, das ist aber eher selten. Eine Besonderheit der Neuseeländer ist das sogenannte "Wet-Wading". Hierbei trägt man eine kurze Hose und darunter eine lange Unterhose, beides aus schnelltrocknendem Material. An die Füße kommen Neoprensocken, Watschuhe und darüber Gravelcuffs - fertig. So ist man gut vor den Sandflies geschützt und kann äußerst bequem kilometerweit laufen. Da man oft nur zum Queren in das Wasser muss, ist eine Wathose nicht zwingend erforderlich. Eine atmungsaktive Wathose ist aber für kühleres Wetter schon empfehlenswert.
Sie sollten auch einen guten Tagesrucksack dabei haben. Da hinein gehören reichlich Proviant, Regenschutz, Sonnencreme, Insektenschutzmittel und nicht zu vergessen eine kleine Notapotheke. Ich empfehle Kopfschmerztabletten, Augentropfen, Verbandszeug. Nehmen Sie eine Ersatzrute mit. Des weiteren die wasserdicht verpackte Kamera mit genügend Filmmaterial, Sie werden es brauchen, die Landschaft ist atemberaubend schön.
Lizenzen:
Es gibt Lizenzen von unterschiedlicher Gültigkeitsdauer. Bei einem Aufenthalt von mehr als ca. drei Wochen ist bereits die Jahreskarte zu empfehlen. Diese kostete für die Saison 2000/2001 lächerliche 68,-- Neuseelanddollar. Das entspricht etwa 65,-- DM oder, weil wir schon dabei sind ca. 33,-- Euro. Dazu gibt es noch gratis die Jahresausgabe der schönen Fliegenfischerzeitschrift Fish & Game sowie eine ausführliche und übersichtliche Broschüre über die Fischereibestimmungen. Diese Lizenzen erhalten Sie ohne Probleme an sehr vielen Stellen, wie zum Beispiel Sportgeschäften, Tourismusbüros, oder auch direkt bei dem unserer Fischereibehörde gleichzusetzenden Fish & Game-Council , North Canterbury, 3 Horatio Street, Christchurch 1.
Reisezeit:
Neuseeland liegt in der Südlichen Hemisphäre und so sind die Jahreszeiten genau den unseren entgegengesetzt. Die Fischsaison beginnt an vielen Gewässern am 1. Oktober und endet mit dem 30. April. Im Dezember und Januar haben die Kiwis selbst Sommerurlaub. Da viele von Ihnen Ihren Urlaub im eigenen Land verbringen, kann es zu dieser Zeit auf den Campingplätzen und auch an "verkehrsgünstig" gelegenen Gewässern eng werden.
Wenn es Ihre Planung erlaubt, vermeiden Sie die Hauptreisezeit der Einheimischen. Davor und danach haben Sie oft die Natur für sich alleine. So - jetzt aber ab ins Reisebüro.
Tight lines
herzlich
Christian Strixner
Kontaktadressen:
Wenn Sie sich für einen Guide interessieren, wenden Sie sich am besten an:
New Zealand Professional Fishing Guide Assosiation (NZPFGA)
President Frank Murphy
P.O. Box 16 Motu, Gisborne New Zealand
oder über Internet: www.flyfishing.net.nz/nzpfga.html