Kleinod im Sauerland - die Lenne

 

Der Plan
Nach mehreren vergeblichen Versuchen die freien Tage zu koordinieren, war es dann am 16.08.97 endlich soweit. Frühmorgens startete ich mit dem Zug von Kaufbeuren nach Essen wo mein langjähriger Angelkamerad Detlef mich schon erwartete. Schlauerweise hatte ich einen Sitzplatz mit Tisch reserviert, um ungestört während der Fahrt binden zu können. Bald machte die anfängliche Verwunderung mancher Mitreisenden ungezüglter Neugier Platz. Wie dem auch sei, angekommen in Essen hatte ich einen Vorrat an Nymphen und Rehhaarbesen, der sogar Detlef´s Verschleiß überstehen mochte.

Wiedersehn
Nach ein paar kleinen Anfangsschwierigkeiten, einer wartete am Meetingpoint, der andere am Bahngleis, fuhren wir in Detlef´s Restaurant in Kirchhellen. Hervorragendes Essen und ein noch besserer Weißwein lenkten uns eine Zeitlang vom Thema Nr. 1 ab.
Nach Ladenschluß wollten wir gleich ins Bett um am nächsten Morgen in aller Herrgottsfrüh zur Lenne zu fahren. Die Lizenzen wurden im Hotel Rameil hinterlegt, das auch gleichzeitig unsere Unterkunft war. Tja, Theorie und Praxis, es war gegen 03:00 Uhr früh bis wir endlich in die Falle kamen.

Erste Eindrücke
Die Stunde Fahrt mit dem Auto ging schnell vorüber. Allerdings sind wir nicht wie geplant um 06:00 Uhr angekommen sondern erst um 07:00 Uhr losgefahren. Naja, morgens steigt eh´ noch nichts, oder?
Kaum in Saalhausen angekommen, zog uns die Brücke im Ort nahezu magisch an. Und da waren sie. Eine prächtiger als die andere. Regenbogenforellen mit gut und gerne 5 Pfund und  Bachforellen der selben Gewichtsklasse. Nach anfänglicher Euphorie kam uns die Sache irgendwie spanisch vor. Und richtig, nachdem wir die Tageskarten in den Händen hielten, entpuppte sich der Teil oberhalb des Wehres als Schonstrecke. Hätten wir uns ja gleich denken können - 1A Semmelforellen.
Als erstes wollten wir ein noch paar Würfe machen um anschließend mit Muße die Strecke zu begutachten. Ca. einen Kilometer lang, verläßt die Lenne nach 200m den Ortskern von Saalhausen und mäandert durch Wiesen, umgeben von Weiden und Erlen, die teils zu unseren Fliegen eine besondere Beziehung aufbauten. Bei der Straßenbrücke nach Würdinghausen ist die untere Grenze erreicht. Von der Brücke aus konnten wir bei recht niedrigem Wasserstand mehrere gute Fische ausmachen.
Um es kurz zu machen, wir haben keine gefangen, da der Begleitschutz (Forellchen bis 20 cm ) ganze Arbeit leistete. In aller Ruhe verzogen sie sich zwischen die Ufersteine und unter ins Wasser hängende Sträucher und waren nicht mehr gesehen. Vielleicht beim nächstenmal mit einer „ganz anderen“ Taktik, einer Superfliege, wenn alles paßt, dann...   !?!

Im unteren Abschnitt
Auf halber Strecke kommt ein kleines Wehr mit einem vielversprechenden Gumpen und anschließender Rausche. Im Gumpen stehen schöne Bachforellen die einer grauen Goldkopfnymphe nicht abgeneigt sind. Die Rausche beherbergt Regenbogenforellen, die wir mit unseren Rehhaarbesen überzeugen konnten. Keine Riesen, aber immerhin zwischen 30 und 40 cm. Am leichten Rütchen geht da in der Strömung schon die Post ab.
Der ganze Teil vom Mittelwehr bis zur unteren Brücke ist naturbelassen, bzw. wieder in fast naürlichem Zustand. Gumpen und Rieselstrecken wechseln sich ab. Die vielen kleinen Kehrwasser hinter den größeren Steinen sind ebenfalls bevorzugte Standplätze. Vorsichtig und in Pirschhaltung gehend hat man die besten Chancen, auch stärkere Fische zu fangen.
Logischerweise sind die Großen nur großgeworden weil sie extrem vorsichtig sind. Ein falscher Schritt oder eine unvorsichtige Bewegung am Ufer, schon kann man die folgenden 100 Meter für die nächsten Stunden vergessen.
Wir standen ca. 100 Meter auseinander im Bach, Detlef war hinter einer Biegung außer Sicht. Plötzlich ein Schlag am Watschuh und eine Forelle flitzte vorbei. Kurz darauf kamen noch mal 3-4 Fische hochgeschossen. Als ich mich umdrehte um zu sehen was die Panik verursacht hatte, kam Detlev um die Biegung gewatet.
Wir beschlossen daraufhin zuerst eine zünftige Brotzeit zu machen. „Brot, Käse, Wurst und Wein stärkt ein jedes Fischerlein“. Noch eine Zigarette zur Verdauung und ein prüfender Riecher in die Neoprenwathose. Ja Ja, Fischen im Hochsommer schafft ein ganz eigenes Körperklima in der Wathose. Also aus damit und umgedreht. Eine halbe Stunde Hose und Mensch lüften, dann ging's schon wieder.

Auf zur zweiten Runde
Für den Abend wollten wir uns eigentlich noch den oberen, ruhiger fließenden Teil vornehmen, die vielen steigenden Fische im unteren Bereich ließen uns dazu keine Chance. Bach- und Regenbogenforellen in schnellem Wechsel. Auch kleinere Aitel bis 30 cm konnten den angebotenen Fliegen nicht widerstehen. Also hoben wir uns den anderen Teil der Strecke für den nächsten Tag auf.

Morgenstund hat Gold im Mund
Am nächsten Morgen nach einem ausgiebigen Frühstück standen wir erwartungsvoll am Wasser und warteten auf die ersten Ringe. Als nach einiger Zeit immer noch keine aktiven Fische auszumachen waren, wollten wir es wieder mit den bewährten „Kirnach-Nymphen“ probieren. Kaum war das Goldköpfchen im Wasser verschwunden, zuckte die Schnurspitze. Ein sanftes anheben der Rute und am anderen Ende regte sich heftiger Widerstand. Eine gute 30er Bach hatte nicht widerstehen können. Ein kurzer Blick zu Detlef zeigte, daß auch er mit einem Flußbewohner Bekanntschaft geschlossen hatte.
Jetzt stand die Sonne wieder voll auf dem Fluß. Also verließen wir das Wasser um längs des Ufers nach Fischen Ausschau zu halten. In diesem Bereich fließt die Lenne ruhig dahin und ist auf beiden Seiten durchgehend bewachsen. Zwischen den Baumlücken durchspähend konnten wir eine Schule großer Aitel zwischen 2-6 Pfund ausmachen. Dazu noch ein paar Rotfedern und natürlich Forellen. Äschen haben wir leider keine einzige mehr gesehen, geschweige denn gefangen.
Aber der gute Bestand an Forellen und Aiteln ließ keine Langeweile aufkommen. Am späten Nachmittag beendeten wir das Angeln und waren mit uns und der Welt völlig zufrieden.  

 


Lizenzen:

Tageskarten kosten DM 22.- pro Tag. Zu beziehen über den Verkehrsverein Saalhausen, Winterberger Str. 30, 57368 Saalhausen-Lennestadt, Tel. 02723-8502
Telefonische Reservierung unbedingt erforderlich da nur max. 4 Tageskarten ausgegeben werden.
Karten können beim Verkehrsverein abgeholt werden. An Sonn - und Feiertagen werden die Karten im Hotel Rameil hinterlegt.
Merkwürdig war nur, daß es niemand interessiert hat ob wir einen gültigen Fischereischein besitzen.
Fischen nur mit Kunstködern erlaubt. Entnahme: 4 Fische über 25cm. Wer nichts entnimmt wird auch nicht schief angesehen.

Ausrüstung:

Rute: Kl. 4-5 oder 5-6 ist völlig ausreichend. Längen zw. 2,10 und 2,55 sind optimal
Schnur: Trockenschnüre genügen.
Vorfach: 2,40 - 3,00 m in Stärken 0,12 - 0,16
Fliegen: Goldkopfnymphen Gr. 10-12, Reehaarsedges Gr. 12-14, Parachute Adams Größen 14-16 und kleine graue CDC-Fliegen Gr. 16-18 sonstiges: ein wohlgefüllter Flachmann

 

Zurück zu den Reiseberichten